Die Speaker-Liste bzw. Programm rund um ROCK THE BLOG auf der CeBIT konnte sich sehen lassen und hatte mich neugierig gemacht. Und das Format hat gehalten, was es versprochen hat! Neben z.B. Panels zu “Corporate Blogs“, moderiert von Klaus Eck, “Quality Content” (kleiner Schlagabtausch von Sascha Pallenberg und Matthias Schrader zu CURVED.de), Ibrahim Evsans “Social Trademarks“, “Blogging und Recht” von der unterhaltsamen Nina Diercks sowie Sven Wieseners These zu Blogger Relations, fand ich die Diskussion zu “Wie macht man Mitarbeiter zu Bloggern?” ganz spannend und schildere sie hier etwas ausführlicher.
Auf der Expert Stage diskutierten miteinander Pia Stender (Continental), Heike Gehring (MANN + HUMMEL), Christian Buggisch (DATEV) und Stefan Pfeiffer (IBM), zackig moderiert von Gunnar Sohn (The European).
Die Freiheit
Bei Continental kann grundsätzlich jeder Mitarbeiter z.B. auf www.continental-people.com bloggen. Die Themen sind den Mitarbeitern freigestellt, müssen aber natürlich auf irgendeine Art und Weise zu Continental passen. Artikelvorschläge werden so gut wie nie abgelehnt, was sicherlich auch besonders motiviert, für den Blog zu schreiben. Und wünschenswert wäre es, wenn die Artikel aus der Perpektive geschrieben wären, als würde man (noch) nicht bei Continental arbeiten (Was macht die Arbeit bei Continental spannend?). Den Mitarbeitern wird vertraut, sie dürfen ihre Artikel selbst veröffentlichen (“den Status umstellen”), was sicherlich eine große Verantwortung ist. Besonders aufgepasst wird allerdings bei sensiblen Themen, welche die rechtlichen Rahmenbedingungen verletzen könnten, z.B. beim Bereich F&E oder die sich auf Kunden von Continental beziehen.
DATEV bloggt auf drei Blogs, übersichtlich dargestellt auf www.datev-bloggt.de. Auf dem z.B. Karriere-Blog schreibt, wie bei Continental, jeder Mitarbeiter – vom Azubi bis zum Geschäftsführer. Der Blog für die Kunden hingegen füttert hauptsächlich die Kommunikationsabteilung. Und: DATEV gibt die Artikel vorher frei. Als Mitarbeiter ist man dann save, meinte Christian Buggisch. Leuchtet ein. Nichts dazu gesagt wurde allerdings, ob Profi-Blogger nach einer Weile nicht selbständig veröffentlichen dürfen.
IBM Deutschland bloggt unter www-05.ibm.com/de/blueblog. Mitarbeiter und Bloggen – das ist manchmal ein rotes Tuch bei Verantwortlichen im Mittelmanagement bei IBM. Die sähen das nicht so gern, denn das koste Arbeitszeit der Mitarbeiter. Und durch den Publish-Button für die Mitarbeiter sei außerdem auch schon mal was schiefgegangen, verrät Stefan Pfeiffer. Sie wollten den Mitarbeitern damit eigentlich das Gefühl der Freiheit geben. IBM hat draus gelernt und hat sicherlich auch aus diesem Grund ein Coaching-System für die Mitarbeiter aufgesetzt, z.B. indem andere Mitarbeiter über den Artikel drüber lesen bevor er publiziert wird.
Auf dem Blog von MANN + HUMMEL dreht sich alles rund um die Mitarbeiter in der mittelständischen Maschinenbauindustrie: blog.mann-hummel.com.
Die Chefetage
Seit 2007 wird bei DATEV schon gebloggt, auch die Vorstände sind zwei Mal im Jahr mit einem Artikel dabei. Ähnlich ist es bei MANN + HUMMEL, denn da bloggen sowohl die Geschäftsführer, als auch die mittlere Führungsschicht.
Bei IBM sieht es da schon etwas anders aus. Das Bloggen wird zwar von der Chefetage unterstützt, die Vorstände haben aber keine Zeit selbst zu schreiben (oder wollen sich die Zeit nicht nehmen), von Ghostwritern rät Stefan Pfeiffer jedoch ab. Amerikanisches Vorbild bei IBM ist Sandy Carter, die regelmäßig bloggt und somit auch vorlebt, was das Unternehmen verkauft. Stefan Pfeiffer: “Klappt in den USA, aber noch nicht in Deutschland.”
Bloggende Vorstände sind auch bei Continental nicht in Reichweite, dafür schreiben die Personalverantwortlichen was das Zeug hält. Ob die Vorstände jemals Blogposts schreiben werden, hakt Gunnar Sohn nach. Pia Stender verneint es zumindest nicht: ”Ich kann es mir vorstellen, dass das noch kommt.”
Die Motivation
Für Stefan Pfeiffer ist die Motivation zum Bloggen abhängig vom Mitarbeiter-Typ: “Mitarbeiter müssen den Wunsch haben, sich darzustellen!” Kurzum: Wenn man Lust hat, sein “Ego”, seine “eigene Expertise raushängen zu lassen”, dann kommt die Motivation wie von selbst. Also muss man eine virtuelle Rampensau sein? Ein bisschen krass formuliert, aber ein Fünkchen Wahrheit steckt wohl darin. Auch “Pampern” aka “Schulterklopfen” trage zur Bloggermotivation bei. Neben dem Coaching gibt’s bei IBM auch regelmäßig Schreibwerkstätten. Kürzlich ist eine Video-Werkstatt hinzukommen, denn so manchem Mitarbeiter fällt es einfach leichter zu reden, als zu schreiben.
Christian Buggisch ist da etwas anderer Meinung, für ihn reicht Eigenmotivation bei Mitarbeitern nicht aus. Und nicht jeden könne man zum Bloggen bringen. Stimmt sicherlich, eine gewisse Affinität – oder Rampensau-Qualität – muss man dafür schon mitbringen.
Der Erfolg
Auf die Frage von Gunnar Sohn nach den jeweils erfolgreichsten Blogartikeln, stellte Christian Buggisch erst einmal eine interessante Gegenfrage: “Wann ist denn ein Artikel erfolgreich?” Bei DATEV kommt es auf die Wahl der KPIs an, z.B. Kommentare auf ihren Blogs zu erhalten wäre nicht das primäre Ziel. Nach Pia Stender ist auch eine spitze Zielgruppe der Leserschaft wichtig, wenn ein Artikel bzw. Blog erfolgreich sein will. Bei Continental steht unangefochten z.B. ein Artikel zum Assessment Center hoch im Kurs, er ist Dauerbrenner bei People@Continental. Bei MANN + HUMMEL sind auch HR-Themen die beliebtesten, z.B. Artikel von Azubis, die über die Vorbereitung einer Bewerbung schreiben. “Nichts gegen PR, aber…” – für Stefan Pfeiffer ist Authentizität der Erfolgsfaktor, wenn die Blogger als Experten wahrgenommen werden und einfach was zu sagen haben (Newswert).
Die Publikumsfrage
In punkto Bloggen in der Arbeitszeit wurde im Anschluss noch mal nachgehakt: “Wie kann man an das Management herantreten, damit die Mitarbeiter in der Arbeitszeit bloggen können?” Der Tipp von IBM: In die 1:1-Diskussion mit Managern reinzugehen sei hart, daher am besten das Bloggen in die Zielstellung mit reinnehmen, dann sei es quasi Arbeitszeit. Laut Heike Gehring leben die Führungskräfte bei MANN + HUMMEL das selbst schon vor, am Anfang war es aber auch ein harter Kampf, das Bloggen während der Arbeitszeit durchzusetzen. Bei Continental läuft’s ganz anders, denn da wird “freiwillig” gebloggt – also nicht in der Arbeitszeit. Wenn die Mitarbeiter in der Arbeitszeit ihre Blogartikel schreiben möchten, dann gingen diese direkt auf ihre Chefs zu und fragten sie, so Pia Stender.
ROCK THE BLOG 2016
Dass Mitarbeiter überhaupt bloggen dürfen finde ich super. Natürlich muss man fürs Bloggen auch eine Affinität zum Schreiben haben, aber vielleicht kann man aus nicht-so-gern-schreibenden Experten auch Blogger machen. Ich kenne es von mir selbst – wenn erst einmal der Anfang gemacht ist und man anschließend positives Feedback erhält, kommt die Motivation auch von allein. Einen Freigabeprozess finde ich sehr sinnvoll und wäre für mich auch kein Hinderungsgrund zu schreiben. Vier Augen sehen mehr und der Blogger ist damit ein Stück weit abgesichert und fühlt sich vielleicht auch beim Schreiben des nächsten Artikels einfach sicherer.
Warum ist die Anmoderation auf der Center Stage in Englisch, es gibt aber nur deutsche Vorträge? @cgc_keynote #rtb15 #CeBIT2015
— friederike schmidt (@frediontherun) 20. März 2015
Kompliment an das Orga-Team der Veranstaltung! Mir hat nicht nur das Programm gefallen, sondern besonders auch die recht persönliche, private Atmosphäre von Rock the Blog. Wie so oft geht’s einfach zu schnell vorbei, ich könnte mir durchaus auch zwei Tage vorstellen. Gewundert hatte ich mich zuerst über den englischsprachigen Moderator auf der Center Stage, waren die Vorträge doch alle auf Deutsch (bis auf einen). Klar möchte ein solches Event auch international wirken, dennoch fand ich es ganz angenehm, die Vorträge quasi in der Muttersprache zu verfolgen. Wie seht ihr, wie sehen Sie das? Wie auch immer – wir sehen uns zu ROCK THE BLOG 2016!
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