Das Community Camp vom 25. bis 26. Oktober (#ccb14) war das dritte Barcamp, welches ich in diesem Jahr besucht habe. Und auch bei diesem Barcamp waren wieder sehr interessante Sessions dabei, leider wie so oft parallel abgehalten. Die Entscheidungsschwierigkeit ist dabei aber ein Luxusproblem, würde ich sagen! Denn nirgendwo sonst – als bei einem Barcamp – kann man sich durch eine Fülle an spannenden Themen so einfach (und günstig) weiterbilden, einbringen und mitdiskutieren. Vielen Dank an dieser Stelle an das Team vom Community Camp Berlin und an die Sponsoren, die solch ein Event immer wieder möglich machen.
Nicht nur die Sessions, sondern auch das Networking steht bei Barcamps im Vordergrund. Es gibt keine bessere Gelegenheit, z.B. die (teils noch unbekannten) Follower auf Twitter, Facebook Freunde kennen zu lernen oder auch BVCM-Mitglieder wieder zu treffen. Los ging’s bereits am Freitag Abend mit dem Warm-up Blog’n'Burger im The Pub – Möpse trinken Bier (vielen Dank an dieser Stelle auch noch mal an Chris Lietze für den erneuten Schwung an Tickets).
Highlights – Tag 1 – Social Recruiting – Online-Offline Gap
Social Recruiting: Zahlen & Fakten von Adecco
Anja Steichhan von Adecco Personaldienstleistungen GmbH stellte die unternehmenseigene Social Recruiting Studie vor, die zusammen mit der der Dualen Hochschule Mannheim (DHWB Mannheim) durchgeführt wurde. Für die Studie befragten sie 17.000 Bewerber und 1.500 HR Experten weltweit. Einige zentrale Fragen der Untersuchung waren beispielsweise welche (z.B. XING) und wofür (z.B. Stellenangebote) Bewerber Social Media Kanäle nutzen. Auch, dass die Nutzung der Social Media Kanäle bei Personalern im Vergleich zwischen 2013 (36,0%) und 2014 (41,9%) gestiegen ist, bestätigt den Trend hin zum Online-Bewerbungsprozess. Manko: Personalern fehlen oft die Kenntnisse in punkto Social Recruiting, so Anja Streichan.
Die Prognose der Studie: Der Bewerbungsprozess wird insgesamt schneller und effizienter sowie für Bewerber anspruchsvoller werden. Potenzielle Kandidaten werden von Personalern gezielter gefunden, da sie durch die Social Media Kanäle aktiv die Suche starten können. Haben sie doch früher eher auf Bewerbungen gewartet, können heutzutage Bewerber einfacher gefunden und kontaktiert werden. Adecco selbst betreibt z.B. auf Facebook nur Markenpflege, es werden nur allgemeine Infos und ab und zu Stellenangebote o.Ä. gepostet. Die Fans der Seite sollen sich laut Anja Streichan nicht “zugespammt” fühlen. Aus Datenschutzgründen dürfen dort potenzielle Jobkandidaten sowieso nicht aktiv angesprochen werden.
Wer die gesamte Studie lesen möchte, kann sie sich auf der Adecco Website downloaden.
Sixt & Projecter: Challenging the Online-Offline-Gap
Interessante Cases haben auch Steffen Jecke von Projecter und Christoph Assmann von Sixt vorgestellt. Sie zeigten uns in ihrem Vortrag, wie bei Kampagnen für den Klassenfahrtanbieter Herolé und die Autovermietung Sixt die Verbindung der digitalen und realen Welt erfolgreich gelingen kann. Das Wichtigste für beide Kampagnen – die Einflussnahme der Teilnehmer!
Die Kampagne für Herolé wurde sechs bis acht Monate im Voraus geplant. Zwei zuvor gecastete Reiseblogger sowie Schüler haben live über die Fahrt berichtet. Im Fokus standen Tagebuch-Postings, authentische Videos und Fotos. Die Aktion hat noch lange nach der Fahrt nachhaltig Wirkung gezeigt.
Bei der Sixt-Rallye war es ähnlich. Ziel von Sixt war es zu zeigen, was sie als Dienstleister alles zu bieten haben. Darüber hinaus wollten sie Backlinks durch Blogger Relations für ihre Website aufbauen. Dabei stand kein Budget für eine Agentur oder Filmproduktion zur Verfügung. Das Social Media Team nutzte stattdessen alles für die Bewerbung der Aktion, was zur Verfügung stand, wie z.B. eine eigene Kampagnenseite, Newsletter, die Blogs der Partnerunternehmen. Interessenten konnten sich für die Teilnahme an der Rallye öffentlich mit Hashtag bewerben, was wiederum auf einer Social Media Wall gesammelt wurde.
Im Vorfeld gab es noch eine Pre-Sixt-Rallye mit den Themen “Behind the Scenes”, einem Quiz, Auto-, Übernachtungspartner- und Teamvorstellungen. Während der Rallye mussten jeden Tag Challenges im Team bewältigt werden. Selbst verfasste Tagebucheinträge und Gewinnspiele waren auch hier mit von der Partie. Nachhaltig war auch diese Aktion allemal: Entstandene Fotos können für weiteren Content und Aktionen genutzt werden; die Presse wurde aufmerksam auf die verschiedenen Markenautos; Blogger schreiben auch noch im Nachgang über die Rallye usw. Die Kampagne hatte auch Auswirkungen auf die interne Kommunikation bei Sixt: Die Aktionsautos waren mit dem Hashtag der Aktion gebrandet, so dass Sixt-Mitarbeiter darauf aufmerksam wurden.
Highlights – Tag 2 – Social Media Monitoring – Content Marketing
Social Media Monitoring – Tools – Content Strategy
BVCM-Kollege Stefan Evertz (Cortex digital) hat uns am zweiten Tag einen super Überblick über Monitoring-Tools gegeben. Aber was ist Social Media Monitoring überhaupt und wie unterscheidet es sich von z.B. Social Media Analytics? Bei Letzterem geht es um die Frage, wie aktiv jeweilige Social Media Kanäle genutzt werden und wann die Zielgruppe online ist. Man betreibt quasi Monitoring der eigenen Social Media-Aktivitäten. Beim Social Media Monitoring hingegen scannt man die Aktivitäten der Anderen, z.B. in welchen Blogs etwas über mein Unternehmen geschrieben wird.
In punkto Strategie erklärte er, sei es im Allgemeinen kein Ziel z.B. tausende Fans einer Facebook-Seite zu gewinnen, sondern vielmehr eine Fananzahl einer bestimmten Zielgruppe. Der Strategy Circle muss sowieso immer wieder durchlaufen und nach neuen Themen Ausschau gehalten werden.
Kurz vorgestellt hat er uns z.B. die Tools Talkwalker, Brandwatch, Fanpagekarma, Swat.io und 247GRAD CONNECT (weitere Tools bei Slideshare, siehe unten). Mit der kostenlosen Version von Talkwalker kann man z.B. Alerts erstellen. Darüber hinaus bietet das Tool auch eine Hashtagcloud, mit der Themensuche betrieben werden kann, was er sogleich mit dem Event Hashtag #ccb14 demonstrierte. swat.io kann bei redaktioneller Planung unterstützen, indem man beispielsweise auswählen kann, in welchen Kanälen der Post erscheinen soll (z.B. auch Xing) u.v.m.
Die gesamte Präsentation gibt’s hier zum durchsliden (Ergänzung vom 03.11.14):
Content Marketing am Beispiel der Plattform mixxt
Begeistert war ich von Oliver Ueberholz‘ (mixxt.de) Vortrag. Er gab uns interessante Insights ins Content Marketing seiner Social Enterprise Software mixxt. Kleiner Wermutstropfen: Fotos schießen war in dieser Session nicht erlaubt, daher sind an dieser Stelle auch keine von den Slides zu sehen.
Jetzt in der sehr voll gepackten Session von @KerstinGroe und @getoliverleon zu Content Marketing auf dem #ccb14. pic.twitter.com/C76r77T22l
— Dagger (@___Dagger___) 26. Oktober 2014
Er führte uns durch einzelne Schritte der mixxt-Content Marketing Strategy. Im ersten Schritt steht die Themenplanung. Herangezogen wird dafür eine Matrix, anhand der gesehen werden kann, wie weit der potenzielle Kunde im Entscheidungsprozess steht (z.B. bereit zur Unterschrift, ist bei Anbieterauswahl, wo arbeitet die Person). Der Content kann dann je nach Stadium abgestimmt werden. In punkto Themenfindung werden Tools wie z.B. feed.ly genutzt. Welche sind interessante Fachpublikationen, welche Artikel sind dort spannend und könnte es dazu mal einen Gegenartikel geben – das sind die Fragen, die an dieser Stelle relevant sind. Ist die Auswahl getroffen, wird eine Linksammlung in Excel erstellt, in der alle Themen aufgelistet sind, über die geschrieben werden sollen. Zum Link wird ein Kanal festgelegt, ein Autor zugewiesen und die Priorität bestimmt.
Beim Lesen der Artikel wird dann herausgefiltert, welcher Aspekt daran besonders interessant ist und an welcher Stelle noch nachrecherchiert werden muss. Ist der Artikel geschrieben, wird er noch zweimal überprüft, dann in WordPress eingebaut und ein Bild implementiert, welches das Thema gut illustriert. Darüber hinaus werden “Türklinke”-Buttons eingefügt sowie alternative Blogposts unter dem Artikel zum Weiterempfehlen aufgelistet (mit Tweetable zum sharen auf Twitter). Aus dem Artikel kann auch ein Downloadable (Whitepaper) werden, so dass man ihn erst lesen kann, wenn der User sich registriert hat. Das wird häufig gemacht, wenn der Artikel besonders viel Arbeit gekostet hat.
Wie mixxt.de Content Marketing drauf hat, grad als Session beim #ccb14 http://t.co/kj1VxTjcRJ pic.twitter.com/hRh9skG5FO
— Victor Pontes (@victorp83) 26. Oktober 2014
Hat der Leser dann z.B. ein Downloadable konsumiert, so bekommt dieser dann ein paar Tage später ein neues vorgeschlagen. Das funktioniert automatisch mit den Tools CleverReach und Mailchimp, so dass User gescorecard werden können. Mit dem Tool Salesforce werden dann die angemeldeten Leser aufgeführt. Haben sie dort z.B. den Status “open”, so werden sie später gezielt angesprochen. Die Chance besteht, dass sie zu einem qualifizierten Lead führen. Diese Tools sind untereinander vernetzt, so dass das Registrierungsformular auf WordPress die Daten automatisch an Mailchimp und Salesforce schickt (Mailchimp hat wiederum eine Schnittstelle zu Salesforce). Jedes Whitepaper bei mixxt hat so etwas wie eine Newsletter-Anmeldung (die aber nicht so heißt), so dass der Leser dann einen Blogartikel im Monat zusätzlich zugesendet bekommt.
Wer sich bei mixxt anmeldet, der erhält automatisch eine “Werbung” für die mixxt Academy (via Autoresponder). Diese Academy umfasst 30 Lektionen zu verschiedenen Themen rund um die Community (z.B. Wie gehe ich mit Trollen um). In den Academy Artikeln werden verschiedene Medien wie z.B. Fotos oder auch Mind Maps (Mindmeister) eingebunden. Für die jeweiligen Content-Formate gibt es jeweils passende Styleguides. Die Academy Serie ist für Empfängerlisten mit unterschiedlichen mit Mail-Remindern konfiguriert. Habe ich z.B. eine bestimmt Lektion noch nicht konsumiert, erhalte ich zunächst eine Erinnerung an die noch nicht gelesenen/angeschauten Lektionen.
Ein Problem gibt es im Content Marketing, so Oliver Ueberholz: Content altert. Wie kann also der Content weiterverwendet werden? Ganz einfach: Er muss mindestens alle zwei Monate aktualisiert werden. Denn nichts ist schlimmer, als von Lesern aka potenziellen Kunden auf nicht mehr aktuelle Artikel hingewiesen zu werden!
Fazit: Tolle Veranstaltung, Format und Community! Vielen Dank! Bis zum #ccb15!